Die Mitte in der Krise

und „thomy“ mittendrin:

Im Blitzpunkt hält ein Neunmalkluger wöchentlich das „Wort zum Sonntag“. Genau hier wurde am 16.10.2010 auch eine Verlautbahrung unter dem Titel „Bei Auftrag Nonsens“ publiziert, was dem Autor zwar zur Untermauerung seiner folgenden Thesen dienlich schien, vielmehr aber auf selbigen zurück verweist.

thomy knöpft sich die neue Studie der FES „Die Mitte in der Krise“ vor. Und das geht so: „Die fragen zum Beispiel, ob man folgender Aussage zustimme: ‚Die Ausländer kommen nur hier her, um unseren Sozialstaat auszunutzen.‘ [Mensch bedenke: Es geht um DIE AUSLÄNDER und UNSEREN SOZIALSTAAT.] Natürlich nicht alle, ist mir schon klar. Trotzdem stimmen 34 Prozent der Befragten dieser Aussage zu. Naja, denke ich mir, für 34 Prozent der Ausländer stimmt die Aussage ja auch.“ Gleichzeitig scheint thomy die Sache aber schon ein wenig „fallenstellerartig“. Wie 58,4 Prozent der Befragten würde thomy auch der Aussage zustimmen: „Ich kann es gut verstehen, dass manchen Leuten Araber unangenehm sind.“, wenn er nicht wüsste, dass diese „Nazi ist“. Auch „Mut zu einem starken Nationalgefühl“ könnte er schon aufbringen, gibt es doch Fahnenschwenkende all over the world, aber thomy ist ja „Bürger eines Landes, in dem richtige Wissenschaftler[!] die Korrektheit des Denkens bewachen.“

Merke: Da thomy kein Rassist etc. ist, sind alle Aussagen, denen er zustimmt, nicht rassistisch etc.! Der schön deutsche, antiintellektuelle Habitus hilft aus der Sackgasse.

Er bekomme „Post von Leuten, die ganz genau wissen, was ich bin. Manchmal eine linke Sau, manchmal ein Neonazi“, wohingegen seine politisches Koordinatensystem u.a. zwischen „klug oder saudumm“ eingefasst sei.

Die Probleme mit Prozenten und Korrelationen mag mensch thomy nachsehen und ihn vollkommen wertfrei „saudumm“ heißen. Aber politisch betrachtet, nun da nähert sich thomy wohl eher den Einstellungsmustern von Neonazis als von Demokrat_innen, mindestens ist er aber fett politisch unkorrekt. Nonsens im Auftrag, wie er zu verstehen gibt.

aus der PRESSEMITTEILUNG:

„DIE NEUE STUDIE RECHTSEXTREMISMUS- STUDIE DER FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG:

DIE MITTE IN DER KRISE RECHTSEXTREME EINSTELLUNGEN IN DEUTSCHLAND 2010.

Eine bundesweite Repräsentativbefragung im Auftrag des Projekts „Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus“ des Forum Berlin der Friedrich-Ebert-Stiftung, unter der wissenschaftlichen Leitung von Dr. Oliver Decker und Prof. Dr. Elmar Brähler liefert aktuelle Zahlen zur Verbreitung rechtsextremer Einstellungen in der Mitte der Gesellschaft. (…)

Die aktuelle Befragung schließt an die bisherigen Studien der Friedrich-Ebert-Stiftung „Vom Rand zur Mitte“ (2006) und „Bewegung in der Mitte“ (2008) an, die anhand von Fragebögen rechtsextreme Einstellungen in Deutschland ermittelten. Zudem finden sich darin Analysen zu Deprivation, Lebenszufriedenheit, zu Einstellungen gegenüber der Demokratie sowie zu ausgewählten politischen Einstellungen, darunter auch Islamfeindlichkeit. Die aktuelle Studie untersucht die Entwicklung rechtsextremer Einstellungen im Zeitverlauf der Jahre 2002 – 2010 und bettet die Analyse in den gesellschaftspolitischen Kontext der Finanz- und Wirtschaftskrise ein. Die Studie steht online auf: www.fes-gegen-rechtsextremismus.de.

Zentrale Ergebnisse:

• Zunahme antidemokratischer und rassistischer Einstellungen

Der Vergleich der Erhebungen seit 2002 zeigt, dass die bisher leicht rückläufigen Entwicklungen sich umkehren: Insbesondere chauvinistische und fremdenfeindliche Einstellungen nehmen zu und dokumentieren krisenbedingte Mechanismen der Abwertung gegenüber „Fremden“.

• Rechtsextremismus ist kein Phänomen am „Rand“ der Gesellschaft, ganz im Gegenteil finden sich rechtsextreme Einstellungen in besorgniserregendem Maße in der Mitte der Gesellschaft: In Ost- und Westdeutschland, in allen Altersklassen, bei Befürworter/innen von demokratischen Parteien, Gewerkschaftsmitgliedern, Kirchenangehörigen sowie bei Frauen und Männern.

• Parallel dazu ist politische, soziale und ökonomische Deprivation weit verbreitet und die Zustimmungswerte zur Demokratie sind bedenklich gering. Über 90 % der Bevölkerung geben an, weder einen Sinn darin erkennen zu können, sich politisch zu engagieren, noch das Gefühl zu haben, Einfluss auf die Regierung nehmen zu können.

• Der Anstieg rechtsextremer Einstellungen, verbunden mit einer weit verbreiteten demokratieverdrossenheit und dem Gefühl politischer Einflusslosigkeit, stellt eine Gefahr für die Demokratie in Deutschland dar. Eine hohe Zustimmung zu islamfeindlichen Aussagen unterstreicht den gesellschaftspolitischen Handlungsbedarf.

• Die mit der Wirtschafts- und Finanzkrise einhergehenden gestiegenen Zustimmungswerte zu rechtsextremen Aussagen deuten darauf hin, dass die Unterstützung der Demokratie im Falle einer (wahrgenommenen) Bedrohung des wirtschaftlichen Wohlstands gefährdet ist. Der wohlstandsbringende Kapitalismus scheint als Garant für das demokratische System zu fungieren, – der Stolz auf den „Wirtschaftsstandort Deutschland“ ersetzt als „narzisstische Plombe“ das Bedürfnis der Deutschen nach Zu- bzw. Unterordnung unter eine Autorität.“

Download hier: Die Mitte in der Krise

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