Angriff auf Reitbahnstrasse 84

Sag zum Abschied leise …, hätte mensch meinen können, als die letzten Stunden der Reba im Zeichen des Auszugs anstanden. Nicht so die chemnitzer Bereitschaftspolizei, die den Bernsbachplatz zur Belagerung abriegelte und wie bei einem zünftigem Ritterfest mit dem Rammbock gegen einen umgestürzten Eimer Farbe zu Felde zog. Vielleicht war den BeamtInnen die Stimmung auf dem zu sichtenden „Stay Rebel“- Festival in Limbach einfach zu lasch.

Dazu die Pressemitteilung des WKB e.V.

Po­li­zei stürmt ge­walt­sam al­ter­na­ti­ves Wohn­pro­jekt Reit­bahn­stra­ße 84 – Ver­ein ver­ur­teilt mas­si­ves Vor­ge­hen und Sach­be­schä­di­gungAm Sams­tag, den 18.​09.​2010, um ca. 14.​30 Uhr um­stell­te die Po­li­zei das Kar­ree Reit­bahn­stra­ße/Fritz-​Reu­ter-​Stra­ße und drang ge­walt­sam in die Häu­ser Reit­bahn­stra­ße 84 und Berns­bach­platz 6 ein. Zu die­sem Zeit­punkt waren der Ver­ein zur Wie­der­be­le­bung kul­tu­rel­len Brach­lan­des (WkB e.V.) und An­woh­ner damit be­schäf­tigt, das dort an­säs­si­ge al­ter­na­ti­ve Wohn- und Kul­tur­pro­jekt zu be­räu­men. Gemäß der durch die GGGmbH aus­ge­spro­che­nen Kün­di­gung muss das Ob­jekt am Mon­tag den 20. Sep­tem­ber be­räumt an die
Ei­gen­tü­me­rin über­ge­ben wer­den.
10 Ein­satz­wa­gen rie­gel­ten die Kreu­zung am Berns­bach­platz ab. Die teil­wei­se ver­mumm­ten Po­li­zei­be­am­ten dran­gen in den Ver­an­stal­tungs­raum ein und führ­ten die dort be­find­li­chen Per­so­nen ab. Es wur­den Per­so­nen­kon­trol­len durch­ge­führt und Per­so­na­li­en fest­ge­stellt.
An­schlie­ßend drang ein Räum­kom­man­do ohne Vor­war­nung ge­walt­sam mit­tels Ramm­bock und Brech­ei­sen in das Wohn­ob­jekt ein. Im Zuge des­sen kam es zu mas­si­ven Sach­be­schä­di­gun­gen sei­tens der Po­li­zei. Eine Haus­tür zur Stra­ße wurde von innen zer­stört. Beide Ein­gangs­tü­ren muss­ten von der GGG not­dürf­tig re­pa­riert wer­den. Die Be­am­ten bra­chen im Haus Türen zu Toi­let­ten und Ab­stell­kam­mern auf. Wei­ter­hin wurde Ver­eins­ei­gen­tum be­schä­digt. „Die Po­li­zei drang sogar ge­walt­sam in Flä­chen ein, die der Ver­ein gar nicht ge­mie­tet hat.“, so ein Ver­tre­ter des WkB e.V.
Ein An­sprech­part­ner des Trä­ger­ver­eins wurde nicht ge­sucht. Ein Vor­stands­mit­glied be­stä­tig­te em­pört: „Dass Po­li­zei­be­am­te ins Wohn­haus woll­ten, wurde erst klar, als die Tür auf­ge­bro­chen wurde. Man hätte ein­fach klin­geln kön­nen. Eine Auf­for­de­rung, die Tür zu öff­nen gab es vor­her nicht.“
Über die Grün­de für den mas­si­ven Ein­satz herrscht auf Sei­ten des Ver­eins Rat­lo­sig­keit.
Der Ver­ein hatte sich mit GGG und Stadt über die Räu­mung des Ob­jek­tes zum 20. Sep­tem­ber ver­stän­digt. Ein solch über­zo­ge­ner Po­li­zei­ein­satz mit­ten in den Räu­mungs­ar­bei­ten ver­wun­dert des­halb umso mehr.
In An­be­tracht zu­rück­lie­gen­der Po­li­zei­ein­sät­ze im Zu­sam­men­hang mit der Reit­bahn­stra­ße 84 er­här­tet sich beim Ver­ein zur Wie­der­be­le­bung kul­tu­rel­len Brach­lan­des der Ver­dacht, dass mit dem Ein­satz dem Feind­bild links­al­ter­na­ti­ver Pro­jek­te Ge­nü­ge getan wer­den soll­te. Der Ver­ein er­wägt, recht­li­che Schrit­te gegen die Ver­ant­wort­li­chen des Po­li­zei­ein­sat­zes ein­zu­lei­ten.

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