Alerta, Alerta Antifascista!

Und mal wieder das alte Problem: marodierende Nazibanden, eine Stadtverwaltung im Dornröschenschlaf, eine rennender Oberbürgermeister[1] und die altbekannten Antiextremismusapostel. Wenn die Situation in Limbach-Oberfrohna nicht so ernst wäre, wäre sie fast allzu belustigend. Eine Stadt mit massivem Imageproblem am Fusse des beschaulichen Erzgebirges und wer ist dran nicht ganz unschuldig? Die Stadtverwaltung sowie die meisten braven Bürger_innen, die allabendliche Gewaltexzesse für ganz normale Kabbeleien unter Jugendlichen halten.

Von außen betrachtet könnte mensch Limbach-Oberfrohna aus einer zivilgesellschaftlichen Perspektive als sehr aktiv bewerten. Gleich zwei Bündnisse für Demokratie und Toleranz sind dort aktiv: Das eine Bündnis, „Buntes Limbach“ initiert aus der konkreten Problemlage mit den massiven Gewalttaten von Nazis, kämpft mit allerlei Widerständen gegen den generellen Handlungsansatz „Einfach Ignorieren“ der Stadt. Das andere, gar allzu witzige Bündnis – welches sich nicht scheute in seinen Anfängen NPD_Funktionäre[2] einzuladen und mit ihnen gemütlich Kaffee zu trinken – wurde hauptsächlich von der örtlichen CDU ins Leben gerufen. Verlautbart wurde unter der bekannten, stumpfen und nichtsdestotrotz immer noch falschen Gleichsetzung „Ahhlliss Extremischden!“, dass sich doch um die einzig wahre, die deutsche, Demokratie gesorgt würde. Konkrete Aktionen, außer den Predigten des Extremismuspapstes Herrn Prof. Dr. E. „von und zu ExtremismusErklärBär mit Pittiplatsch-Note“ Jesse und Demokratieverdrossenheitsbekämpfer aka „Stasi-ich finde auch den letzten Schnipsel und dann werd ich [nicht] Bundespräsident“ Puzzleweltmeister Joachim Gauck[3], folgten mal wieder nicht. Es konnte sich noch nicht mal dazu herabgelassen werden, sich mit den Betroffenen des Brandanschlages zu solidarisieren.

Zu hoffen wäre, dass breite Teile der Bürger_innenschaft aus ihrem gläsernen Gefängnis des abstrakten und gerade in Limbach wirklichkeitsfernen Extremismuskonsensbreies ausbrechen und sich klar und deutlich mit den Betroffenen solidarisieren.

[1] Der OB Rickauer rannte vor der Presse davon: Vgl. Freie Presse Chemnitz 22.11.2010.

[2] http://npd-blog.info/2010/11/16/zum-beispiel-limbach-oberfrohna

[3] Der oben genannte Gauck hielt am Sonnabend (20.11.10) in der Limbacher Stadthalle einen Vortrag mit dem schönen Titel „Verantwortung Bürgergesellschaft“ – natürlich inklusive Aussprache gegen jeden Extremismus.

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