Naziterror entgegentreten – immer und überall

Sonntag | 25.3.2012 | 13.30 Uhr  | Delitzsch | Unterer Bahnhof  

Aufruf des Antifaschistischen Netzwerks Leipziger Land als Reaktion auf den Naziübergriff auf Organisator_innen und Gäste eines SKA-Konzertes am vergangenen Sonntagmorgen in Delitzsch.

Naziterror entgegentreten – immer und überall

Am Sonntag, den 18. März, kam es zu einem schweren Übergriff von
Neonazis auf BesucherInnen eines Ska-Konzertes in Delitzsch. Aufgrund
des Angriffs mit einer Flasche wird einer der Betroffenen auf einem Auge
wahrscheinlich nie wieder sehen können. Dies ist nur einer von vielen
Übergriffen in einer Gegend, die von den Nazis als “national befreite
Zone“ beschrieben wird. Dass Regionen wie Nordsachsen oder das Muldental
Angsträume für alle Menschen sind, die nicht der von Nazis gesetzten
Norm entsprechen, ist hinlänglich bekannt.

In den letzten Jahren war aus Orten wie Delitzsch nicht mehr viel zu
hören. Dies liegt aber nicht an den schwächer gewordenen Nazistrukturen,
sondern daran, dass es nur noch sehr wenige Menschen gibt, die in das
Feindbild der Nazis passen oder die von ihren Aktivitäten berichten
könnten. Die meisten linken Menschen haben die Orte verlassen – und wer
will es ihnen verübeln. Damit sind viele Dörfer und kleinere Städte fest
in der Hand von Nazis. Lediglich die Polizei berichtet hin und wieder
noch von regelmäßig gesprühten Hakenkreuzen und anderen nazistischen
Aktivitäten in der Region.

Von einer Zivilgesellschaft, die sich in irgendeiner Form gegen den
braunen Terror engagiert, kann in den meisten Orten keine Rede sein.
Entweder gibt es sie gar nicht oder sie kapitulierte vor den aggressiv
agierenden Nazis. Dass es keine nennenswerte Zivilgesellschaft in
Sachsen gibt, ist auch eine Folge der mehr als 20 Jahre währenden
CDU-Regierung. In den Augen der CDU ist der Kampf gegen Neofaschisten
nämlich vorrangig Staatsaufgabe, die Zivilgesellschaft dient dabei nur
zum Erhalt der “bürgerlichen” Fassade. Ernsthaftes Engagement gegen
Nazis wird seit jeher kriminalisiert und emanzipatorische Projekte
werden nicht gefördert, sondern gegängelt. Das zeigt auch das Verhalten
der Stadt nach dem Neonazi-Überfall vom Sonntag. So hat sich der
Oberbürgermeister der Stadt Delitzsch bis jetzt noch nicht zu dem
Überfall geäußert, geschweige denn sich bei dem schwer Verletzten
gemeldet. Das alles erinnert an die bekannten Strategien des Aussitzens,
Totschweigens und Ruhe bewahrens. Zu befürchten ist, dass weitere
Konzerte mit antifaschistischer Ausrichtung unerwünscht sind. Denn das
alles könnte den „sozialen Frieden“ in Delitzsch gefährden. Ein
„sozialer Frieden“, der eine neonazistische Hegemonie auf den Straßen
meint und einen Angstraum für genau jene Betroffenen darstellt, denen
hier noch indirekt die Schuld für die Ereignisse in die Schuhe geschoben
wird!

Da die etablierten Parteien die meisten Regionen aufgegeben haben, sind
es die Nazis, die sich ihrer angenommen und Strukturen aufgebaut haben.
Diese Hegemonie zeigt sich an der massiven Anzahl an
Neonaziveranstaltungen, im Besonderen Konzerte, bei denen Sachsen
bundesweit Spitzenreiter ist. Für Menschen, die in diesen Gegenden Opfer
rechter Gewalt werden, ist auch die Polizei in den meisten Fällen keine
Hilfe.

Wir wollen am Sonntag dieser “national befreiten Zone“ einen Besuch
abstatten und uns mit den Betroffenen des Übergriffs solidarisch zeigen.
Uns ist klar, dass wir mit einer Demonstration nichts an den Zuständen
in Delitzsch oder der Region ändern werden, jedoch können wir den Nazis
zeigen, dass wir um ihre Strukturen wissen und ihnen in ihrer Homezone
keine Ruhe lassen. Es ist an der Zeit, diesem braunen Spuk ein Ende zu
setzen. Wir müssen aufhören, uns in unsere Großstädte und Szenekieze
zurück zu ziehen und Nazis ihre Basis auf dem Land nehmen. Es ist
höchste Zeit etwas zu tun! Ein erster Schritt wird die Demo am 25. März
in Delitzsch sein.

Kampf dem Naziterror in der Provinz!

Nazistrukturen aufdecken und zerschlagen!

Linke Strukturen aufbauen!

weitere Infos: http://naziterrorentgegentreten.blogsport.eu/ 

 

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